Rebsorten im Weingut Kistenmacher & Hengerer

Unsere „Deutsche Klassiker“

Liebe Weinfreunde, wir vom Weingut Kistenmacher & Hengerer werden Ihnen 2021 über das Jahr verteilt einen Einblick in die bei uns angebauten Rebsorten bieten. Sie bekommen Informationen über die Historie der einzelnen Rebsorten, sowie die Merkmale, den An- und Ausbau, die Bedeutung und natürlich die Aromatik unserer Weine.

In unserem Weingut werden neben den zuletzt beschriebenen „Württemberger Klassikern“ natürlich auch „Deutsche Klassiker“ angebaut. Es handelt sich hierbei um die Rebsorten Spätburgunder, Riesling, Grauburgunder, Weißburgunder und Muskateller. Im Folgenden werden wir auf diese Rebsorten intensiver eingehen.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei dieser Lektüre


Spätburgunder

In Deutschland kann man den Blauen Spätburgunder als König der Rotweine bezeichnen. Er verkörpert bei den Rotweinen die Stellung, die Riesling bei Weißweinen einnimmt. Von der Rebsorte Blauer Spätburgunder ausgehend entstand durch Mutationen oder gezielte Kreuzungen die Burgunderfamilie. Klassisch gehören der Blaue Spätburgunder sowie Grauburgunder, Weißburgunder, Chardonnay, Samtrot und andere Mutationen dazu.

Historie

Spätburgunder gehört wohl zu den frühesten, aus Wildreben im Nil-Tal ausgelesenen Sorten. Über die Phönizier, Griechen und Römer gelangte er zuerst ins westliche Mittelmeer und dann nach Norden in das Burgund. Karl der Dicke soll den Spätburgunder dann 884 n. Chr. an den Bodensee gebracht haben. Im 13. Jahrhundert wurde er im Rheingau, ab dem 16. Jahrhundert auch in der Pfalz angepflanzt.


Seinen deutschen Namen hat er wohl durch seine zwischenzeitliche Herkunft im Burgund erhalten. Im Französischen soll sich der Name Pinot noir aus der pinienförmigen Traubenform „Pin“ herleiten lassen. Der Zusatz Noir beschreibt die Beerenfarbe.

Merkmale

Spätburgunder besitzt dunkelgrüne mittelgroße Blätter, die zumeist drei-lappig mit stumpf gezahnten Blatträndern sind. Die Trauben sind dicht gepackt und haben mittelgroße dunkelblaue Beeren. Da der Spätburgunder zur Fäulnisbildung neigt, sollten die Trauben halbiert bzw. ausgedünnt werden.

Anbau

Diese alte Rebsorte verlangt viel Sorgfalt im Weinberg und stellt hohe Ansprüche an Klima und Boden. Aufgrund seiner Frostfestigkeit wird er bis in die Hanglagen der Ahr angebaut.

Bedeutung

Einen starken Aufschwung erfuhr die Sorte vor ca. 150 Jahren mit der Ausweitung der Sektproduktion, für welche vermehrt reine Burgunderweinberge gesetzt wurden. Seit Beginn der 90er Jahre erfreut sich der Spätburgunder immer größerer Beliebtheit, deshalb haben sich die Anbauflächen um mehr als 5.000 Hektar vergrößert. In allen Anbaugebieten, mit Ausnahme der Mosel, zählt er zu den klassischen Rebsorten.

Ausbau

Der Spätburgunder ist vielseitig und wird bei uns vornehmlich als trockener Rotwein ausgebaut. Er bietet sich zur Reifung im kleinen Holzfass an. In unserem Weingut schenken wir dem Spätburgunder besondere Aufmerksamkeit. Das Ergebnis unserer Anstrengungen sind Weine der VDP.Klassifikation GUTSWEIN bis hin zur GROSSEN LAGE. Ergänzt wird unser Sortiment durch eine Spätburgunder Auslese „Josephine trägt rot“ und einem Rose, welcher nicht ganz durchgegoren ist und über eine leichte harmonische Restsüße verfügt.

Aromatik

Der Spätburgunder schmeckt vollmundig und samtig. Er hat ein fruchtiges Aroma mit Nuancen von Mandel und einen leicht süßlichen Duft nach roten Früchten, von Erdbeere über Kirsche und Brombeere bis hin zur schwarzen Johannisbeere. Bei Holzfasslagerung kommen zusätzlich Vanille- und Zimtnuancen hinzu. Kräftige Varianten begleiten am besten rotes Fleisch vom Braten, gerne auch Wildgerichte oder eine Käseplatte. Rose-Weine passen sehr gut zu Vorspeisen und hellem Fleisch.

Foto: Ursula Brühl, Julius Kühn-Institut (JKI), Federal Research Centre for Cultivated Plants, Institute for Grapevine Breeding Geilweilerhof - 76833 Siebeldingen, GERMANY

 

Riesling

Foto: Ursula Brühl, Julius Kühn-Institut (JKI) Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof - 76833 Siebeldingen - GERMANY

Historie

Der Riesling wurde am Rhein und an der Mosel erstmals ca. 1500 n.Chr. erwähnt. Es wird davon ausgegangen, dass er sich dort aus einer Wildrebe entwickelt hat. Seit dem 17. Jahrhundert gehört der Riesling zu den staatlicherseits empfohlenen Rebsorten. Gerätselt wird nach wie vor über die Namensableitung: Steht das Wort Riesling für „Verrieseln“ der Beeren in der Blüte oder für „edles Reis“ (Reis = Holz) bzw. Rußling (dunkles Holz)? International ist er als „Rheinriesling“ bekannt, in Deutschland verwendet man üblicherweise die Bezeichnung „Weißer Riesling“.

Merkmale

Der Riesling ist spät reifend und benötigt daher die späte Herbstsonne, um entsprechende Qualitäten zu erreichen. Die Blätter sind rundlich und mittelgroß, fünf-lappig mit einer stumpfen Zahnung. Die Trauben sind mittelgroß mit eher kleinen gelb-grünen,  manchmal schwarz gepunkteten Beeren. An der Sonnenseite verfärben sich die Beeren goldgelb bis gelbbraun.

Anbau

Aufgrund der sehr späten Reifezeit stellt der Riesling höchste Ansprüche an die Lage. Nur bei ausreichender Wärmezufuhr bis in den Herbst können entsprechend hohe Qualitäten erzielt werden. Der Anbau erfolgt daher überwiegend in südlich orientierten Lagen. Er ist wenig frostanfällig und stellt nicht so hohe Ansprüche an den Boden.

Bedeutung

Deutschland gilt als Heimat des Rieslings mit ca. 40% aller Riesling-Lagen weltweit. Bei wichtigen Staatsakten wurde und wird er regelmäßig serviert. Die natürliche Säure des Rieslings bietet ebenfalls großes Potenzial zur Versektung. Darüber hinaus ist Riesling aufgrund seiner guten Eigenschaften Basis vieler Neuzüchtungen, z.B. Kerner = Riesling x Trollinger.

Ausbau

Je nach Lage und Ertragsreduzierung können Rieslingweine in allen Qualitätsstufen vom Schoppenwein bis zu feinsten edelsüßen Raritäten erzeugt werden. Dabei spiegelt er die Bodenart und das Mikroklima sehr stark wider. In unserem Weingut reicht das Sortiment vom einfachen Riesling in Literflaschen, der trocken bzw. halbtrocken ausgebaut ist, über die VDP.GUTSWEINE bis hin zu den Spitzen-Rieslingen der VDP.GROSSEN LAGE. Ein lange auf der Hefe ausgebauter Winzersekt vervollständigt unser Angebot.

Aromatik

Den Riesling zeichnet ein harmonischer Gleichklang von Säure, Körper und Extrakt mit eher mittlerem Alkohol-Gehalt aus. Die Farbe ist in der Jugend blassgelb mit grünlichen Reflexen und wandelt sich mit dem Alter zu einem schimmernden Goldton. In der Nase und im Mund dominieren Pfirsich, Apfel und Birnen mit leichten Zitrus-Aromen.

Rieslinge sind langlebig und daher gut lagerfähig. Viele erreichen ihre optimale Trinkreife erst nach einigen Jahren.
Junge, leichte Rieslingweine sind ideale Sommerweine und schmecken hervorragend zu Fisch sowie Schalen- und Krustentieren. Halbtrockene Rieslinge begleiten optimal die süßsaure oder scharfe asiatische Küche. Konzentrierte, gereifte Rieslinge passen perfekt zu Kalb, Geflügel und Frischkäsen. Als edelsüße Variante eignet er sich hervorragend zu Desserts.

Grauburgunder

Foto: Ursula Brühl, Julius Kühn-Institut (JKI) Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof - 76833 Siebeldingen - GERMANY

Historie

Grauburgunder bzw. Ruländer gelangte vom Burgund über Umwege, vermutlich im 14. Jahrhundert, in unsere Regionen. Der Grauburgunder ist eine Mutation des Blauen Spätburgunders (Pinot Noir). Man kann ihn bis zum Beginn der Traubenreife kaum vom Spätburgunder unterscheiden. Die Bezeichnung Ruländer geht auf den Kaufmann Johann Ruland zurück, der 1711 im pfälzischen Städtchen Speyer in einem Garten die (ihm unbekannten) Burgunderreben vorfand und vermehrte. „Ruländer“, „Grauer Burgunder“ und „Grauburgunder“ sind die für deutsche Weine dieser Sorte zulässigen Synonyme.

Merkmale

Die Blätter des Grauburgunders besitzen dunkelgrüne mittelgroße Blätter, die zumeist drei-lappig mit stumpf gezahnten Blatträndern sind. Die Trauben sind mittelgroß mit kleinen grau-rot gefärbten Beeren. Da diese sehr dicht gepackt sind und zur Fäulnisbildung neigen, sollten die Trauben halbiert bzw. ausgedünnt werden.

Anbau

Die Sorte ist wenig krankheitsanfällig und kaum frostempfindlich. Sie gedeiht besonders gut auf Lößterrassen, aber auch auf Kalkböden und steinigen Untergründen. Um ausdruckstarke Grauburgunder zu erhalten sollte der Ertrag stark reduziert werden.

Bedeutung

Der Grauburgunder ist heutzutage weltweit verbreitet und auch als Pinot Gris oder Pinot Grigio bekannt. In Deutschland erfreut sich der Grauburgunder wieder zunehmender Beliebtheit.

Ausbau

Der Grauburgunder eignet sich sowohl zum Ausbau im Stahltank, als auch im großen Holzfass oder Barrique. In unserem Sortiment findet man Grauburgunder in der Cuvée von Grau & Weiß sowie in höherer Qualitätsstufe als Grauburgunder „VI“ aus einer sehr alten und sonnigen Weinbergslage.

Aromatik

Je nach Ausbaumethode und Qualitätsstufe ist das Farbbild blassgelb, goldgelb oder gar bernsteinfarben. Zugeordnet werden dem Grauburgunder insbesondere Duftaromen von Nüssen, Mandeln, frischer Butter sowie fruchtigen Aromen, die an Birne, Trockenobst und Rosinen, Ananas und Zitrusfrüchte erinnern.

Ein junger, leichter, trockener bis halbtrockener Grauburgunder ist als Sommerwein gut geeignet zu Meeresfrüchten, Spargel, Pasta, und Geflügel. Barriqueweine passen zu intensiv schmeckenden Lammgerichten und leichten Wildgerichten, etwa Wildgeflügel oder Reh sowie Schmorgerichten.

Weißburgunder

Historie

Der Weißburgunder ist über den Grauburgunder hinaus eine weitere Mutation des Blauen Spätburgunders (Pinot Noir). Man kann ihn, wie den Grauburgunder bis zum Beginn der Traubenreife kaum von anderen Burgundersorten unterscheiden. Nachweislich ist der Weißburgunder als Pinot Blanc seit dem 14. Jahrhundert bekannt.

Merkmale

Die Blätter des Weißburgunders sind dunkelgrün und mittelgroß, zumeist drei-lappig mit stumpf gezahnten Blatträndern. Die Trauben sind mittelgroß mit dicht gepackten kleinen grüngelben Beeren. Da diese dicht gepackt sind und zur Fäulnisbildung neigen, sollten die Trauben halbiert bzw. ausgedünnt werden.

Anbau

Die Ansprüche des Weißburgunders an Boden und Klima deuten auf die nahe Verwandtschaft mit dem Spätburgunder hin. Der Weißburgunder bevorzugt warme, exponierte Lagen.

Bedeutung

Weißburgunder gedeiht überall dort, wo es für den Riesling schon zu warm ist. Seit mehreren Jahrzehnten beobachten wir einen stetigen Aufwärtstrend, seit 2001 hat sich die Rebfläche annähernd verdoppelt.

Ausbau

Trocken ausgebaut ist der Weißburgunder frisch und fruchtig. In unserem Sortiment ist der Weißburgunder Bestandteil in den Cuvées von Weiß und Weiß sowie von Grau und Weiß. Eine nicht ganz durchgegorene Spätlese rundet unser Angebot ab.

Aromatik

Weißburgunder präsentiert sich im Glas blass- bis hellgelb. Er besitzt ein dezentes Aroma, das häufig an Apfel, Birne, Quitte, Aprikose, Zitrusfrüchte oder frische Ananas erinnert. Der Weißburgunder eignet sich hervorragend als Begleiter zu Meeresfrüchten, Fisch, Kalb- und Schweinefleisch sowie Geflügel, oder einfach als gut gekühlter Terrassenwein.

Fotos: Ursula Brühl, Julius Kühn-Institut (JKI), Federal Research Centre for Cultivated Plants, Institute for Grapevine Breeding Geilweilerhof - 76833 Siebeldingen, GERMANY

 

Muskateller

Fotos: Ursula Brühl, Julius Kühn-Institut (JKI) Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof - 76833 Siebeldingen - GERMANY

Historie

Der Muskateller ist eine der ältesten Kulturreben, weshalb es eine große Anzahl von Variationen gibt. Vermutlich liegt der Ursprung der Rebsorte in Kleinasien. Phönizische und griechische Kolonisten verbreiteten den Muskateller im östlichen Mittelmeergebiet. Die Römer schätzten den griechischen "passum" als besonders edlen Wein.


Nach Mittel- und Nordeuropa gelangte der Muskatellerwein durch die Intensivierung des Fernhandels im 12. Jahrhundert sowie Pilgerfahrten und Kreuzzügen. Zurzeit können über zweihundert Vertreter der Muskateller-Familie nachgewiesen werden. Die Beerenfarbe variiert stark - sie reicht von blassgrün über goldgelb, rosafarben bis hin zu schwarz. Der Name leitet sich wahrscheinlich vom lateinischen „musca“ (Fliege) ab, weil der intensive Duft Insekten anzieht. Eine zweite Variante des Namens-Ursprungs sind die kleinen, dem Samen des Muskat-Nussbaumes ähnlichen Beeren. Kaiser Karl der Große und Friedrich I. Barbarossa galten als große Verehrer des Muskatellers.

Merkmale

Die Blätter sind mittelgroß, fünf-lappig mit deutlichen Einbuchtungen und spitzer Zahnung. Die Trauben sind mittelgroß und lang mit mittelgroßen rundlichen gelblichen Beeren. Auf der Sonnenseite verfärben sie sich goldbraun. Die Traube hat ein starkes Muskatbukett und ist daher sehr gut zum Essen geeignet.

Anbau

Muskatellerrebstöcke sind sehr frostempfindlich und reifen spät. Daher sollten sie in einer warmen Lage angebaut werden. Eine Ertragsregulierung nach guter Blüte ist hinsichtlich der Qualität sinnvoll (z.B: durch Traubenhalbierung).

Bedeutung

In Deutschland wird der Wärme liebende Muskateller nur vereinzelt im Süden angebaut. Selten wird er als sortenreiner Wein angeboten, sondern meistens als Bestandteil von Cuvées eingesetzt.

Ausbau

Mit starker Ertragsreduzierung können hochwertige Muskateller-Weine gewonnen werden, die trocken ausgebaut ein feines Zusammenspiel zwischen dem Muskatbukett und fruchtigen Aromen bilden.

Aromatik

Es entfaltet sich die volle Exotik von Litschi und Ananas, dazu blumige Noten. Der Wein ist körperreich und frisch im Abgang.Der Muskateller eignet sich hervorragend als Aperitif und Terrassenwein, sowie als Begleiter der asiatischen Küche.

Nach dem Keller wird dann begonnen die Kelter vorzubereiten. Die Maschine zum Abtrennen der Stiele, die Förder- und Sortierbänder werden aus dem Lager geholt und aufgebaut. Nicht zu vergessen, die Transportboxen für die geernteten Trauben, sowie die Leseeimer und Scheren für die Erntehelfer.

Da wir im Weingut Kistenmacher & Hengerer unsere Trauben ausschließlich von Hand ernten, wird eine große Lesemannschaft benötigt. Ende August beginnen wir mit den ersten Planungen, wann wie viele Hände zur Lese benötigt werden.