Rebsorten im Weingut Kistenmacher & Hengerer

Unsere „Württemberger Originale“

Liebe Weinfreunde, wir vom Weingut Kistenmacher & Hengerer werden Ihnen 2021 über das Jahr verteilt einen Einblick in die bei uns angebauten Rebsorten bieten. Sie bekommen Informationen über die Historie der einzelnen Rebsorten, sowie die Merkmale, den An- und Ausbau, die Bedeutung und natürlich die Aromatik unserer Weine. Beginnen wollen wir diese Reihe mit unseren „Württemberger Originalen“.


Trollinger

Historie

Der Trollinger stammt vermutlich aus Südosteuropa und gelangte im Mittelalter zuerst nach Oberitalien, Südtirol und von dort nach Württemberg. Aus Tirollinger entstand bei uns letztendlich der Name Trollinger. In Südtirol avancierte er unter dem Namen Vernatsch zur meist angebauten Sorte.

Merkmale

Der Trollinger ist stark wachsend und spät reifend. Die Blätter sind dunkelgrün, drei- bis fünflappig mit ungleich gezähnten Blatträndern. Der Trollinger bildet sehr große Trauben mit großen dickschaligen rotblauen Beeren. Das Mostgewicht bleibt meist im Qualitätsweinbereich und die Säure fällt mit 7 bis 10 g/l für einen Rotwein ungewöhnlich hoch aus.

Anbau

Die sehr späte Reifezeit erfordert eine sehr gute Lage. Am wohlsten fühlen sich die Trollinger-Reben daher auf warmen Böden, insbesondere auf Keuper- oder auf Muschelkalkformationen.

Bedeutung

Außerhalb Württembergs ist er deutschlandweit kaum zu finden. Dies hat hauptsächlich klimatische Gründe, da die Rebe eine lange Vegetationsperiode zur Reife benötigt.

Ausbau

Wir setzen beim Trollinger auch für die Literflaschen auf eine sehr starke Ertragsreduzierung. Dadurch ergeben sich gehaltreiche Weine, die wenig mit den alt bekannten Trollingern zu tun haben.

Aromatik

Der Trollinger ergibt überwiegend leichtere Rotweine. Im Glas präsentiert er sich in einem helleren ziegelrot bis rubinrot. Im Geruch verrät er einen zarten Mandelton, sowie Aromen nach Wildkirschen und roten Johannisbeeren.

Der Trollinger ist immer eine gute Ergänzung, ob zu Kurzgebratenem oder Geflügel. Auch zum Grillen eignet er sich sehr gut.

Fotos: Ursula Brühl, Julius Kühn-Institut (JKI), Federal Research Centre for Cultivated Plants, Institute for Grapevine Breeding Geilweilerhof - 76833 Siebeldingen, GERMANY

 

Lemberger

Foto: Julius Kühn-Institut (JKI), Federal Research Centre for Cultivated Plants, Institute for Grapevine Breeding Geilweilerhof - 76833 Siebeldingen, GERMANY

Historie

Der spät reifende Lemberger hat seinen Ursprung in den Weingärten des heutigen Nordost-Sloweniens. Von dort gelangte er nach Österreich und schließlich im 19. Jahrhundert in das damalige Königreich Württemberg.

Der Württemberger Lemberger war auch beim ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss beliebt, und ebenso Fürst Bismarck soll diesen geschätzt haben.

Merkmale

Der Lemberger kann aufgrund seiner geringen Empfindlichkeit gegen Botrytis (Fäulnis) sehr spät gelesen werden. Die Blätter sind groß, dunkelgrün, fünfeckig fast ohne Lappung, mit ungleich gezähnten Blatträndern. Die Trauben sind mittelgroß und locker mit mittelgroßen, dunkelblauen Beeren.

Anbau

Der Lemberger liebt ein warmes Klima, da er früh austreibt und recht spät reift. Er stellt höchste Ansprüche an die Lage und den Boden. Die württembergische Spezialität erreicht in sehr guten Lagen internationale Spitzenqualitäten.

Bedeutung

Für den Lemberger beobachten wir über die zurückliegenden Jahre und Jahrzehnte eine stetige Zunahme der Rebfläche. In Württemberg erreicht er aktuell einen Anteil an ca. 16%.

Ausbau

Je nach Ausbau liefert der Lemberger einerseits leichte, fruchtige Weine. Bei höheren Qualitäten andererseits kräftige und vollmundige Rotweine.

In Württemberg wird er häufig als Cuvée zusammen mit Trollinger angeboten. Es ergibt sich eine tolle Symbiose, die die Vorzüge beider Rebsorten vereint.

Bei unseren Lembergertrauben setzen wir auf eine konsequente Ertragsreduzierung und erzielen somit sehr hohe Qualitäten.

Aromatik

Der Lemberger verbindet die Finesse des Burgunders mit der Kraft eines Cabernet. Er zeigt sich im Glas intensiv schwarzrot und hat in der Nase Aromen von roten Früchten wie Brombeeren, Süßkirschen und Pflaumen. Im Geschmack ist er kraftvoll  intensiv, mit einem lang anhaltenden Nachklang. Im kleinen Holzfass ausgebaut zeigt er filigrane Vanille-Nuancen.
Der Lemberger passt gut zu ländlichen Pasteten, Gegrilltem, dem schwäbischen Zwiebelrostbraten, sowie Schmor- und Wildgerichten Eine polarisierende schwäbische Spezialität sind Kutteln in Lembergersoße.

 

Samtrot

Historie

Samtrot gehört zur Familie der Burgunderreben und ist eine Mutation aus dem Schwarzriesling (Pinot Meunier). Ihre Wurzeln hat die junge Rebsorte in Heilbronn und Weinsberg. Sie wurde 1928 von Hermann Schneider in seinem Heilbronner Weinberg entdeckt und 1929 von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg zur Vermehrung übernommen. Er verdankt seinen Namen seiner samtig weichen Art.

Merkmale

Samtrot ist im Unterschied zu Schwarzriesling unbehaart an den Blattspitzen und Blättern. Die Blätter sind mittelgroß, und fünflappig. Die Trauben sind mittelgroß und bestehen aus kompakten, eher kleinen schwarzblauen Beeren.

Anbau

Seine Verwandtschaft zu den Burgunderweinen macht sich durch seinen Anspruch an Boden und Klima bemerkbar. Er benötigt ausgezeichnete, sonnige Lagen und liefert dort aufgrund des geringen Ertrages sehr hochwertige Weine. Samtrot treibt mittelspät aus und ist deshalb gegen Spätfröste im Mai gewappnet.

Aromatik

Samtrot ist zwischen Schwarzriesling und Spätburgunder einzuordnen. Im Glas zeigt er sich in einem warmen Rubinrot. Er verfügt über einen feinen verführerischen Duft, seine Frucht erinnert an rote Beeren wie Brombeere, Himbeere und Kirsche. Er zeichnet sich durch eine harmonische Säure und seinen weichen und samtigen Geschmack aus.

Der Samtrot eignet sich für festliche Anlässe. Er ist der perfekte Begleiter für die schwäbische Sonntagsküche.

 

Muskattrollinger

Foto: Ursula Brühl, Julius Kühn-Institut (JKI) Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof - 76833 Siebeldingen - GERMANY

Historie

Der Muskattrollinger ist ein Wein, der polarisiert. Es beginnt bei der Frage: Ist er ein schwäbisches Original oder eher ein Exot? Der Muskattrollinger wurde Mitte des 1900 Jahrhunderts zum ersten Mal in Württemberg erwähnt. Laut DNA-Analyse handelt es sich bei Muskattrollinger um eine spontane Kreuzung der Sorten Schiava Grossa und Muscat d´ Alexandria und hat, anders als früher angenommen, keinen Bezug zum Trollinger. Muskattrollinger wird (in vielen Ländern) oft als Tafeltraube kultiviert, aber fast ausschließlich in Württemberg zu Wein ausgebaut, daher auch die Zuordnung zu den Originalen.

Merkmale

Muskattrollinger besitzt kleine, wollige Blattspitzen, die sich zu großen fünflappigen Blättern auswachsen. Die Trauben sind groß, sehr locker gepackt mit schwarzblauen Beeren.

Anbau

Er reift sehr spät und sollte deshalb in sehr guten, sonnigen Lagen angebaut werden. Nur dort und bei Verzicht auf große Erträge können gehaltvolle Weine aus dem Muskattrollinger gewonnen werden.

Aromatik

Muskattrollinger verfügt über einen feinen verführerischen Duft nach Muskat, Rosenblüte und leichter Bittermandel. Im Geschmack besticht er mit roten Früchten und floralen Noten.

Als Rotwein kann der Muskattrollinger zu würzigen Speisen genossen werden. Der Rosé eignet sich sowohl als Sommerwein, als auch zu Nachspeisen.

Nach dem Keller wird dann begonnen die Kelter vorzubereiten. Die Maschine zum Abtrennen der Stiele, die Förder- und Sortierbänder werden aus dem Lager geholt und aufgebaut. Nicht zu vergessen, die Transportboxen für die geernteten Trauben, sowie die Leseeimer und Scheren für die Erntehelfer.

Da wir im Weingut Kistenmacher & Hengerer unsere Trauben ausschließlich von Hand ernten, wird eine große Lesemannschaft benötigt. Ende August beginnen wir mit den ersten Planungen, wann wie viele Hände zur Lese benötigt werden.