Das Jahr im Weingut Kistenmacher & Hengerer

Wenn aus Trauben  edle Tropfen werden sollen,
dann bedarf es sehr viel Liebe, Zuwendung und jeder Menge harter Arbeit.

Die Herausforderungen im Weingut Kistenmacher & Hengerer verteilen sich im Laufe des Jahres auf die beiden Bereiche Weinberg und Keller.

Im Weinberg muss Hans Hengerer die Grundlage für den neuen Jahrgang bereits durch den Rebschnitt legen. Im Laufe des Jahres wird das Wachstum der Reben unterstützt und kontrolliert, um letztendlich Trauben der gewünschten Qualität und Menge ernten zu können. Einen ganz entscheidenden Faktor hat Hans nicht in der Hand: das Wetter. Ob Regen oder Sonne zur rechten Zeit kommen, das liegt nicht in seiner Macht.

Im Keller wird aus den Trauben der Most erzeugt. Dieser wandelt sich anschließend durch die alkoholische Gärung in Wein. Hans und Jonathan begleiten akribisch die Vorgänge wie Gärung, Säureabbau, etc., um eventuellen Fehlentwicklungen entgegenzuwirken. Anschließend darf der Wein reifen und wird auf die Flasche gebracht und zum Verkauf angeboten.

Was geschah im Juli & August 2020?

Schnelles Wachstum der Reben

Wie schon im Juni fordern die Laubarbeiten auch im Juli und August den vollen Einsatz von Hans und seinem Team. Das Wachstum der Reben schreitet schnell voran und jeder Rebstock zeigt Triebe, welche die insgeheime Grenze am oberen Draht weit überschreiten. Diese Triebe gefährden die Gesundheit und Stabilität des Rebstocks. Beim sogenannten „Wipfeln“ oder auch „Gipfeln“, werden die langen Triebe soweit zurückgeschnitten, dass nur etwa zehn bis zwanzig Zentimeter über dem Draht verbleiben. Auch an den Seiten erfolgt gegebenenfalls ein weiterer Schnitt, der den Gewächsen ihre Form schenkt.

 

Das Wipfeln kann unglaublich anstrengend sein! Wird eine Steillage bewirtschaftet, muss jeder Handgriff ganz ohne maschinelle Hilfe erledigen werden und in der Sommerhitze ist das eine sehr harte und schweißtreibende Aufgabe.Außerdem liegt eine der Hauptaufgaben in der Terminierung der abschließenden Spritzung. Da diese aber abhängig vom Wetter  ist und das Wetter im Hochsommer sich durch Gewitter sehr schnell ändern kann, muss von Tag zu Tag entschieden werden und eine mittelfristige Planung ist nicht möglich

 

Die „Grüne Lese“ bestimmt die Qualität

( Grüne Lese und Vorbereitungen im Keller. Copyright: DWI )

Im August ist schon abzusehen, wie viele Trauben sich gebildet haben. Bei der sogenannten „Grünen Lese“ werden einzelne Beeren oder überzählige ganze Trauben bevor sie reifen, an den Trieben weggeschnitten und der Stock entlastet. Dies geschieht, um unseren Qualitätsansprüchen gerecht zu werden und eine hohe Qualität des späteren Weines zu gewährleisten. Die „Grüne Lese“ hätte der Generation der Großväter die Zornesfalten auf die Stirn getrieben. Damals herrschte die Meinung vor, man nimmt dankbar an, was einem die Natur schenkt.

In diesem Jahr haben sich die Trauben bei den frühen Sorten, wie einige Burgundersorten z.B. Samtrot und Weissburgunder bereits Mitte August begonnen einzufärben. Damit beginnt der Reifeprozess und der bei der Photosynthese gebildete Zucker lagert sich in den Beeren ein. Für uns bedeutet das, die Lese wird in den nächsten 4 – 6 Wochen starten und die Kirschessigfliege bereitet sich auf den Angriff auf rote Beeren vor.



In der Zwischenzeit ist es gelungen ein Mittel gegen die Kirschessigfliege zu entwickeln. Die Trauben werden mit einer tonähnlichen Substanz (Kaolin) besprüht, die an der Oberfläche als feiner Film haftet. Dadurch wird verhindert, dass die Fliegen ihre Eier in die Beeren legen. Wenn Sie also Weinberge sehen, die mit einem weißen Überzug versehen sind, so ist das ungefährlich und hat keinen Einfluss auf die spätere Qualität des Weines. Über den Erfolg werden wir nach der Weinlese berichten.



Vorbereitung auf die Weinlese 2020


Steht die Weinlese vor der Tür, wird langsam begonnen, im Keller Platz für den neuen Jahrgang zu schaffen. Das heißt, Weine werden auf Flaschen abgefüllt, um Fass- und Tankkapazitäten freizubekommen.

 

 

Die leeren Tanks bzw. Fässer müssen gereinigt werden, um den gegebenenfalls an den Wänden haftenden Weinstein des alten Jahrgangs zu entfernen. Bei größeren Tanks und Fässern bedeutete das früher, dass jemand über das Mannloch einsteigt und mit Wasser und Bürste die Oberfläche reinigt. Eine klaustrophobische Erfahrung aus der Jugend, an die sich jeder Winzersohn und Winzer-Azubi ungern erinnert.

Heute werden Tanks und Fässer mit einem speziellen Hochdruckreiniger mit heißem Wasser von außen gereinigt. Über das Gärloch wird die Apparatur von oben eingeführt, sukzessive wird die ganze Oberfläche behandelt. Das Abwasser und die Verunreinigungen fließen nach unten ab. Über das Mannloch muss lediglich der Reinigungserfolg kontrolliert werden.


 

Nach dem Keller wird dann begonnen die Kelter vorzubereiten. Die Maschine zum Abtrennen der Stiele, die Förder- und Sortierbänder werden aus dem Lager geholt und aufgebaut. Nicht zu vergessen, die Transportboxen für die geernteten Trauben, sowie die Leseeimer und Scheren für die Erntehelfer.

Da wir im Weingut Kistenmacher & Hengerer unsere Trauben ausschließlich von Hand ernten, wird eine große Lesemannschaft benötigt. Ende August beginnen wir mit den ersten Planungen, wann wie viele Hände zur Lese benötigt werden.